Anke Spoorendonk zu TOP 6, 28 - Änderung des Schulgesetzes
Presseinformation Kiel, den 17. Dezember 2009 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 6,28 Änderung des Schulgesetzes sowie Antrag zur Entlastung der Schülerinnen und Schüler im Rahmen des achtjährigen Gymnasiums Drs. 17/107 und 17/90Zumindest ein Wahlversprechen will die FDP einhalten und heute mit dem vorliegendenGesetzentwurf den ersten Schritt machen, um die Realschule als Angebotsschule zu erhalten.Was ganz harmlos mit ein paar veränderten Jahreszahlen beginnt, hat aber weitreichendeFolgen für die Schleswig-Holsteinische Schulstruktur.Es ist gerade mal zwei Jahre her, dass sich die Große Koalition zu einem Kompromiss in derSchulstruktur durchringen konnte. Mit der Einführung von Regional- undGemeinschaftsschulen gab es ein bisschen CDU und ein bisschen SPD – eine Schulreform auseinem Guss sieht allerdings anders aus. Der SSW hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dasswir die Einführung der Regionalschule für eine Sackgasse halten. Aus unserer Sicht kann eineumfassende Schulstrukturreform nur heißen, dass die Gemeinschaftsschule flächendeckendeingeführt wird. Wir brauchen eine Schule für alle, die auch eine Schule für alle ist. 2FDP und CDU haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, dass die Schulen Zeit undRuhe brauchen, um vernünftig arbeiten zu können. Dies ist durchaus zu begrüßen, zumjetzigen Zeitpunkt jedoch völlig fehl am Platz. Es kann nicht sein, dass die Frist zurUmwandlung der Haupt- und Realschulen in Regional- und Gemeinschaftsschulen um ein Jahrverlängert wird und damit die begonnene Schulstrukturreform mittendrin abgewürgt wird.Damit kommen wir dem Ziel nicht näher, sondern verlängern nur einen ohnehin schonschwierigen Prozess um weitere zwölf Monate.Im Koalitionsvertrag wird die Fristverlängerung damit begründet, dass man gemeinsam mitden Schulträgern vernünftige Lösungen für die regionale Schulentwicklung erreichen möchte.Für mich stellt sich hier die Frage, wie denn diese „vernünftigen Lösungen“ aussehen sollen.Dass unsere Kinder nach der Grundschule in Zukunft auf eine Hauptschule, Realschule,Regionalschule, Gemeinschaftsschule, Gesamtschule oder das Gymnasium gehen können,kann ja wohl weder aus pädagogischer noch aus finanzieller Sicht ernst gemeint sein. Auch einzurück auf Anfang und damit die Rückwandlung von neuen Schulformen in alte Schulformenkann nicht Sinn der Sache sein.Die Gemeinschaftsschule ist die Schulart, die den Schülerinnen und Schülern sowohl eineindividuelle Förderung als auch ein reiches soziales Leben bietet. Gemeinschaftsschulen habenaußerdem flexible Strukturen, mit denen schnell auf veränderte Bedürfnisse der Kinderreagiert werden kann. Die Gemeinschaftsschule ist eben keine Einheitsschule, ihrMarkenzeichen ist die individuelle pädagogische Förderung und sie ist die Schule der Zukunft.Auch im Bereich der Gymnasien hat die ehemals Große Koalition Veränderungen durchgeführt,die fast ohne Ausnahme zu negativen Rückmeldungen geführt haben. Die Warnungen vor G8sind damals genau so aktuell wie heute. Mit dem einzigen Unterschied, dass wir jetzt ausErfahrung sprechen. Der SSW hat frühzeitig die Einführung kritisiert und vor den negativenFolgen des verkürzten Abiturs gewarnt. Zum einen kritisieren wir die Einführung und 3Umsetzung von G8, weil nicht die gesamte Schulstruktur mit in die Veränderung einbezogenwurde, sondern es vorrangig um eine Verkürzung der Schulzeit ging. Mit anderen Worten, dieStoffpläne wurden von neun auf acht Jahre zusammengequetscht, mit den weiterenKonsequenzen wurden die Schulen allein gelassen. Zum anderen widerspricht dieseStrukturreform des Gymnasiums unserer Auffassung, dass Schülerinnen und Schüler Zeitbrauchen, um lernen und sich entwickeln zu können.Die kurzfristige Entlastung der Schülerinnen und Schüler, die momentan im achtjährigenGymnasium stecken, ist ein wichtiger Schritt, um eine akute Notsituation kurzfristig zu lösen.Allerdings besteht mit dieser Entlastung auch die Gefahr, dass Zwischenlösungen dieZementierung der Zukunft sind. Aus Sicht des SSW muss aber die langfristige Zielsetzung sein,dass das achtjährige Gymnasium wieder abgeschafft wird. Es reicht aus unserer Sicht nicht aus,dass es schon heute an den Gemeinschaftsschulen eine Ausweichmöglichkeit zum Turbo-Abitur gibt. Mit unserem vorliegenden Änderungsantrag wollen wir daher den ersten Schritt zueiner Schulgesetzänderung machen, um das achtjährige Gymnasium abzuschaffen.