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16.11.11
12:45 Uhr
SSW

Lars Harms zu TOP 9 - Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung und zum Betrieb von Spielhallen (Spielhallengesetz)

Presseinformation Kiel, den 16.11.2011

Es gilt das gesprochene Wort



Lars Harms
TOP 9 Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung und zum Betrieb von Spielhallen (Spielhallengesetz) Drs. 17/1934


Der SSW hat in Sachen Glücksspiel immer betont, dass der Schutz der Spieler das
übergeordnete Ziel sein muss. Mit dem Glücksspielgesetz kommen wir diesem Anspruch ganz
offensichtlich kein Stück näher. Ganz im Gegenteil: Das Angebot wird erweitert und der
Zugang zu Glücksspielen erleichtert. Doch auch wenn wir diese Entwicklung sehr bedauern,
werten wir das vorliegende Spielhallengesetz als Schritt in die richtige Richtung. Wir begrüßen,
dass die Landesregierung als eine der ersten von ihrer neu gewonnenen
Gesetzgebungskompetenz im Bereich der Spielhallen Gebrauch macht.


Jedem von uns dürfte klar sein, dass die Zahl der Spielhallen seit einigen Jahren rasant steigt.
Dies und die Tatsache, dass vor allem auch in den Zentren der Städte eine starke Zunahme zu
beobachten ist, sieht der SSW mit Sorge. Allein aus diesen Gründen ist ein wirkungsvoller
ordnungsrechtlicher Rahmen für die Errichtung und den Betrieb solcher Spielstätten überfällig.
Dass diese nun zahlenmäßig begrenzt und zum Beispiel in ihren Öffnungszeiten eingeschränkt 2
werden sollen, ist durchaus positiv. Mit Blick auf den Gesamtentwurf haben wir jedoch Zweifel
daran, ob hiermit wirklich ein effektiver und vor allem umfassender Schutz der Spieler vor den
Suchtgefahren des gewerblichen Spiels erreicht werden kann. Dass ein solcher Schutz dringend
notwendig ist, weil rund 80 Prozent der Spielsüchtigen durch diese Spielform suchtkrank
werden, dürfte eigentlich allen klar sein.


Aus Sicht des SSW sind insbesondere die Bestimmungen zum Jugendschutz nicht streng genug
gefasst. So muss zum Beispiel die Frage erlaubt sein, ob die Sollbestimmung zum
Mindestabstand zu Einrichtungen für Kinder und Jugendliche nicht auch dazu führen kann,
dass diese „in begründeten Einzelfällen“ unterschritten wird. Auch die Regelungen im Bereich
der Ordnungswidrigkeiten gehen uns nicht weit genug: Zwar droht dem Betreiber eine Strafe
von bis zu 50.000 Euro, wenn er den Aufenthalt von Minderjährigen zulässt. Aber ohne ein
festgelegtes Mindeststrafmaß sehen wir die Gefahr, dass der gewünschte
Abschreckungseffekt ausbleibt und Geldbußen gering veranschlagt werden und dann in
manchen Fällen sogar bewusst in Kauf genommen werden.


Ich möchte mir bei dieser Gelegenheit einen grundsätzlichen Hinweis zum so genannten
„kleinen Spiel“ an Automaten erlauben: Diese Spiele finden heute bundesweit auch in über
10.000 Gaststätten an mehr als 200.000 Automaten statt. Trotz der hohen Suchtgefahr ist hier
kein wirklich effektiver Jugendschutz sichergestellt. Aus diesem Grund muss sich die
Landesregierung, neben dem Spielhallengesetz, auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die
technische Ausgestaltung der Automaten verändert und diese entschärft werden. Experten
weisen immer wieder darauf hin, dass die Spielverordnung des Bundes nicht mit der
technischen Entwicklung der Geräte schritt hält. Wir fordern deshalb, dass sowohl die
Spieldauer als auch die Gewinn- und Verlustmöglichkeiten endlich konsequent am Ziel des
Spielerschutzes ausgerichtet werden. Darüber hinaus muss der Zugang zu den Automaten
durch eine zuverlässige Spieleridentifikation so geregelt werden, dass kein Jugendlicher mehr
an den Geräten spielen kann. 3



Aus Sicht des SSW ist klar: Im Großen und Ganzen geht das vorliegende Spielhallengesetz in
die richtige Richtung. Der kommunalen Ebene wird ein verbesserter Handlungsrahmen
gegeben, um die Auswüchse in diesem Bereich zumindest zurückzudrängen. Dabei dürfen wir
uns aber auch nichts vormachen: Die Kommunen können ihren Aufgaben in diesem Rahmen
natürlich nur so gut nachkommen, wie es ihre Ressourcen erlauben. Und eine strikte
Überwachung der Vorgaben kann durchaus zu einem erhöhten Verwaltungs- und
Kontrollaufwand führen.


Ohne Zweifel werden die im Spielhallengesetz vorgesehenen Mindestabstände und das Verbot
von Mehrfachkonzessionen dazu beitragen, die ungehemmte Ausbreitung von Spielhallen
einzudämmen. Doch nach Meinung des SSW muss die Zeit bis zur zweiten Lesung dringend
genutzt werden, um den Entwurf in Punkto Spieler- und Jugendschutz nachzubessern. Nur zur
Erinnerung: Erklärtes Ziel der Regierung ist es, einen „soliden Rahmen für das Spielrecht zu
schaffen und die Suchtprävention sowie den Schutz der Jugendlichen zu stärken“. Leider
ändert auch dieser Entwurf nur wenig daran, dass wir davon meilenweit entfernt sind.