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16.11.11
18:02 Uhr
B 90/Grüne

Rasmus Andresen zu Promotionen und Habilitationen in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein Pressesprecherin TOP 14 – Promotionen und Habilitationen in Schleswig- Claudia Jacob Holstein Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der hochschulpolitische Sprecher der 24105 Kiel Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefon: 0431 / 988 - 1503 Rasmus Andresen: Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 626.11 / 16.11.2011


Die Qualität der Promotionen muss gesichert werden
Vielen Dank an Ihr Haus, Herr Minister de Jager, für die Beantwortung der Großen An- frage der SPD Fraktion. Die Große Anfrage kann man mit einem Satz beantworten: Es gibt kaum Missverhalten an den schleswig-holsteinischen Hochschulen.
Für uns Grüne steht im Vordergrund die Sicherung der Qualität der Promotionen. Wer heute an einer schleswig-holsteinischen Hochschule promovieren will, steht vor zwei großen Problemen: Erstens der Finanzierung und zweitens der Unabhängigkeit.
Eine Promotion ist mehr als ein Vollzeitjob. Trotzdem gibt es an den Hochschulen zu wenig Stellen, die jungen WissenschaftlerInnen eine Promotion ermöglicht. Gerade in Fachrichtungen, an denen die Wirtschaft wenig Interesse hat, gibt es deutlich zu wenig Promotionsstellen.
Die Stipendien reichen vorne und hinten nicht. So hat eine Bekannte von mir trotz Ein- ser-Noten es nicht geschafft, ein Stipendium zu bekommen.
Die Unabhängigkeit der jungen WissenschaftlerInnen wird sehr stark von ihrem jeweili- gen Dozenten beeinflusst. Die Promotionsstellen sind sehr an das Thema der Promoti- on geknüpft.
Vernetzung, Austausch und Weiterbildung sind während der Promotion enorm wichtige Faktoren. Die Rolle der Graduiertenzentren ist deshalb hervorzuheben. Allerdings ste- hen wir hier noch am Anfang der Entwicklung.
Wir würden uns beispielsweise Betreuungsvereinbarungen zwischen BetreuerInnen und Promovierenden wünschen. Ähnlich wie es die Deutsche Forschungsgesellschaft for- dert, könnten die Graduiertenzentren hier eine Schlüsselrolle übernehmen.
Seite 1 von 2 Aber auch die Zeit nach der Promotion muss mit einer klaren Zukunftsperspektive ver- bunden werden. Wir haben in Schleswig-Holstein extrem schlechte Arbeitsbedingungen für NachwuchswissenschaftlerInnen. So fordern wir beispielsweise mehr unbefristete Arbeitsverhältnisse für junge WissenschaftlerInnen und die Abschaffung der so genann- ten Sechs plus Sechs Regel.
Gerade für die Vereinbarkeit für Familie und Forschung müssen wir noch viel tun. Der Fachkräftemangel wird sich auch beim Bedarf an WissenschaftlerInnen nieder schla- gen. Wer jetzt nicht handelt, verhält sich grob fahrlässig.
Es gibt aber noch weiteren Reformbedarf. So fordern wir, dass kummulatives, sprich Ar- tikel basiertes Promovieren, in Zukunft an den Hochschulen der üblichen Monografie gleichgestellt ist. So kann sichergestellt werden, dass die wissenschaftliche Arbeit im Vorfeld durch mehr Köpfe und Hände gegangen ist. Plagiatsversuche würden so früher gestoppt werden können, jenseits von Plagiatssoftware und Ähnlichem.
Auch sollte man überlegen ob die Länder ein gemeinsames unabhängiges Plagiatsinsti- tut einrichten, so wie es die Informatikprofessorin Debora Weber Wulff fordert.
Wir wollen das Promotionsrecht und die gesellschaftliche Rolle von Promotionen und Promovierenden weiter reformieren. Die starre Unterscheidung zwischen Fachhoch- schulen und Universitäten im Promotionsrecht macht wenig Sinn. Dieses Tabuthema muss gebrochen werden und das Promotionsrecht verändert werden. Dies kann bei- spielsweise durch Kooperationen unterschiedlicher Hochschulen und Änderungen des Hochschulgesetzes geschehen.
Es muss uns gelingen den Doktortitel in Zukunft mehr als wissenschaftlichen Titel zu begreifen und weniger als Statussymbol. In kaum einem anderen Land als Deutschland wird der Doktortitel so sehr als Statussymbol genutzt. Vielleicht ist das auch die eigent- liche Erklärung für den Druck bei einigen PolitikerInnen von CSU und FDP, neben ihrer politischen Karriere noch promovieren zu wollen.
Meine Kollegin im Bundestag und ehemalige Hamburger Wissenschaftssenatorin Krista Sager hat vor diesem Hintergrund im Sommer gefordert, den Doktortitel aus dem Per- sonalausweis zu streichen. Vielleicht sollte man über diesen Vorschlag intensiver nach- denken. ***



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