Flemming Meyer zu TOP 20+39 - Demenzplan für Schleswig-Holstein erstellen, Bessere Anerkennung und Rahmenbedingungen in der Pflege
Presseinformation Kiel, den 17.11.2011Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 20+39 Demenzplan für Schleswig-Holstein erstellen, Bessere Anerkennung und Rahmenbedingungen in der Pflege Drs. 17/1888, 1963Demenz ist ein Problem, das unsere gesamte Gesellschaft angeht. Sie ist eine großeHerausforderung für die Betroffenen und ihre Familien. Denn wir wissen, dass mehr als zweiDrittel der bundesweit rund 1,3 Millionen Demenzkranken von ihren Angehörigen versorgtwerden. Doch Schätzungen zufolge wird diese Zahl ohne einen medizinischen Durchbruch biszum Jahr 2050 auf bis zu 4,8 Millionen steigen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund derkatastrophalen Personalsituation im Pflegebereich ist diese Zahl schockierend. Nach meinerMeinung sind wir an einem Punkt, an dem es nicht mehr reicht, auf die Einzelprobleme derDemenzbetreuung zu schauen. Was wir brauchen um dieser wachsenden Herausforderung zubegegnen, ist ein Gesamtkonzept. Dabei muss es das übergeordnete Ziel sein, dieLebensqualität von Demenzkranken und ihren Angehörigen zu verbessern.Damit hier kein Missverständnis entsteht: Ich will ganz sicher nicht unterstellen, dass dieLandesregierung in dieser Angelegenheit die Hände in den Schoß legt: Wichtige und sinnvolleMaßnahmen, wie etwa die Schaffung des Kompetenzzentrums Demenz mit Sitz inNorderstedt, sind auf den Weg gebracht. Hier sollen die Versorgungsstrukturen des Landes für 2Menschen mit Demenz ausgeweitet, verbessert und in ihrer Qualität erhalten werden. Auchdie Entwicklung von neuen und besseren Entlastungsangeboten für Angehörige undlandesweite Informationskampagnen werden damit in Angriff genommen. Dies erkennt derSSW ausdrücklich an. Doch die Frage ist, ob diese sinnvollen Maßnahmen allein ausreichen.Ein wesentlicher Vorteil des aktuellen Demenzreports, der Grundlage für den vorliegendenAntrag zum Demenzplan ist, sind die regional differenzierten Daten. Sie zeigen klar unddeutlich, dass wir hier in Schleswig-Holstein schon bis zum Jahr 2025 mit einem Anstieg derDemenzkrankheiten von 50 bis 70 Prozent rechnen müssen. Wenn es also darum geht, diezukünftige Versorgung dieser Menschen sicherzustellen, dann ist es aus Sicht des SSWdringend notwendig, schon heute mehr zu tun: Neben einer umfassenden Bestandsaufnahmeund Analyse der Situation von Demenzkranken und ihren Angehörigen müssen zum Beispielauch die verschiedenen Krankheitsformen intensiver erforscht werden.Doch auch dabei kann es nicht bleiben, wenn wir die Lebensqualität von immer mehrBetroffenen und ihren Angehörigen wirklich verbessern wollen. Hierfür brauchen wir einkoordiniertes Vorgehen aller Akteure, die in diesem Bereich tätig sind. Die Landesregierungmuss zusammen mit den Krankenkassen, der kassenärztlichen Vereinigung und anderenbeteiligten Organisationen konkrete Maßnahmen und verbindliche Ziele formulieren. Sokönnen schon bald Qualitätsstandards in der ambulanten und stationären Versorgung undPflege von Demenzkranken eingeführt werden. Und auch die notwendige einheitlicheHilfestruktur und eine kreisübergreifende Vernetzung der regionalen Angebote können wir soschnell und effektiv auf den Weg bringen. Wichtig ist, dass in dieser Sache alle an einem Strangziehen.Entscheidend für die zukünftige Versorgungsqualität wird aus Sicht des SSW sein, ob es unsgelingt, zu einer besseren Vorbeugung und zu verbesserten Vorsorgeangeboten für potentielleDemenzkranke zu kommen. Investitionen in diesem präventiven Bereich sind zentral, denndamit sorgen wir dafür, dass die Zahl der Erkrankten und ihr Leiden verringert wird. Und sie 3sind auch rein ökonomisch sinnvoll: Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen könnenVorsorgemaßnahmen den Ausbruch von Demenz um 10-15 Jahre verschieben. Das bedeutet,dass wir den Lebensstil der heute noch Berufstätigen stärker in den Blick nehmen müssen. Hierist eine verstärkte Aufklärungsarbeit gefragt und es sind Anreize nötig, damit diese Gruppepräventive Maßnahmen - wie etwa ein regelmäßiges Gedächtnistraining - ergreift.Uns allen ist bekannt, dass die Qualität der Versorgung und Pflege von Demenzkranken schonheute leidet. Nicht nur die Angehörigen sondern auch die professionell Pflegenden sind nichtselten überfordert und greifen in manchen Fällen zu schockierenden Mitteln, um dieseSituation zu meistern. Das darf nicht zum Regelfall werden. Pflege muss menschenwürdigbleiben. Damit wir diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden können brauchen wir einkoordiniertes Vorgehen und ein Gesamtkonzept, in dem die Maßnahmen und Zielefestgehalten werden.