Anke Spoorendonk zu TOP 13,21+22 - Änderung der Landesverfassung, gemeinsames Korruptionsregister & Ausschuss für die Zusammenarbeit Schleswig-Holstein/Hamburg
Presseinformation Kiel, den 18.11.2011Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 13,21+22 Änderung der Landesverfassung, gemeinsames Korruptionsregister & Ausschuss für die Zusammenarbeit Schleswig-Holstein/Hamburg Drs. 17/1979, 1893 und 1894Bei den vorliegenden SPD-Anträgen waren wir ja schon vorgewarnt: Sie sind das Ergebnis einergemeinsamen Sitzung der SPD-Landtagsfraktion und der SPD-Bürgerschaftsfraktion, die EndeSeptember stattfand. Völlig unklar ist in diesem Zusammenhang, was die Stoßrichtung dieserInitiative ist. Mit keiner Silbe wird zum Beispiel erwähnt, dass wir seit anderthalb Jahren einevon SPD und Grünen initiierte Enquetekommission zum Thema Norddeutsche Kooperationtagen haben, die dabei ist, ihren Abschlussbericht anzufertigen. Statt abzuwarten, bis möglicheBereiche einer weitergehenden Kooperation abgesteckt sind, fordert die SPD schon heute dieEinsetzung eines gemeinsamen Ausschusses für die Zusammenarbeit von Schleswig-Holsteinund Hamburg. Dabei bleiben wesentliche Fragen nach der Stellung des Ausschusses gegenüberanderen Gremien und nach der Art der Kontrolle, die er ausüben soll, völlig offen. 2Die Konklusion könnte daher lauten, dass die Arbeit der Enquetekommission bei der SPD-Fraktion keinen hohen Stellenwert zu haben scheint. Wer zu Verschwörungstheorien neigt,könnte aber auch der Meinung sein, dass wir es hier mit einem - zugegebener Maßen - rechtunbeholfenen Versuch zu tun haben, die Hamburger für eine Idee zu begeistern, an der sieganz offensichtlich nicht interessiert sind. In diesem Sinne mutet der gemeinsame Ausschussan wie ein trojanisches Pferd, das schleswig-holsteinische Politikerinnen und Politiker hinterdie Linien Hamburgs bringen soll, damit sie dort die Herzen für den Nordstaat entflammenkönnen. Aber auch ein gemeinsamer Ausschuss wird an der mangelndenBegeisterungsfähigkeit der hamburgischen Politik nichts ändern. Dort hat man nicht dieInteressen Schleswig-Holsteins im Blick, wie das chauvinistische Vorgehen Hamburgs bei derHusum Wind gezeigt hat. Auch ist mir gesagt worden, dass die Freie und Hansestadt Hamburgdabei ist, ein eigenes Förderinstitut wie die Schleswig-Holsteinische I-Bank aufzubauen. Trifftdas zu, dann wissen wir wirklich, woran wir sind.Auch der vorliegende Antrag zum Korruptionsregister ist ein Beleg dafür, dass eher reflexartignach Zusammenarbeit mit Hamburg gerufen wird. Wer einen Moment nachdenkt, muss aberfeststellen, dass uns der Beitritt zum hamburgischen Register nicht weiter bringt. AlleAnstrengungen in dieser Sache müssen sich auf eine bundesweite Koordination derLänderdaten richten. Deshalb hat der SSW zu diesem konkreten Antrag einen Änderungsantrageingebracht. Zum einen müssen wir erst einmal unsere eigenen Hausaufgaben machen, weilwir bisher nur die Anti-Korruptionsstelle beim Innenministerium haben; zum anderen kannKorruption aus Sicht des SSW nur wirksam bekämpft werden, wenn die entsprechenden Datenauf Bundesebene zusammengeführt werden.Der vorliegende Gesetzentwurf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD zur Änderung derLandesverfassung kam ursprünglich von Bündnis 90/Die Grünen. Ziel dieses Vorstoßes ist auchdie Einrichtung gemeinsamer Ausschüsse. Auch dieser Antrag sagt letztlich etwas darüber aus,wie die Arbeit der Enquete eingeschätzt wird. Es geht hier um gemeinsame Ausschüsse mit 3anderen Bundesländern zur besseren Kontrolle ihrer länderübergreifenden Zusammenarbeit.Auch gemeinsame gesetzgeberische Aktivitäten sollen in so einem Ausschuss vorbereitetwerden. Der SSW will nicht bezweifeln, dass derartige Ausschüsse an irgendeinem Punkt -wenn es um die Kontrolle länderübergreifender Institutionen geht - auch sinnvoll sein können.Wenn es aber darum geht, länderübergreifende gesetzgeberische Arbeit zu leisten, dannbekommen wir mit solchen Ausschüssen den Nordstaat „durch die kalte Küche“, und daswollen wir nicht.Ich fasse zusammen: Auch der SSW sieht viele Bereiche, in denen Schleswig-Holstein undHamburg enger kooperieren sollten. Genau aus dem Grund arbeiten wir konstruktiv in derEnquetekommission mit – auch, wenn wir sie nicht wollten. Dass wir mit unserer Skepsisrichtig lagen, zeigen die vorliegenden Anträge. Denn wichtiger als diese Arbeit zu Ende zuführen, scheint es für die beiden Antrag-Stellenden Fraktionen zu sein, das berühmte Spiel vomHasen und vom Igel zu gewinnen.