Lars Harms zu TOP 31 - Lückenlose Aufklärung der Beihilfen an Ryanair
Presseinformation Es gilt das gesprochene Wort Kiel, den 16. November 2011Lars HarmsTOP 31 Lückenlose Aufklärung der Beihilfen an Ryanair Drs. 17/1950Der SSW könnte es sich einfach machen: Ja, wir stimmen der lückenlosen Aufklärung derFördermittel an die Firma Ryanair zu. Das tun wir auch tatsächlich, aber nicht auf Grundlage desvorliegenden Antrages.Der geht nämlich - bereits vor Abschluss des laufenden Verfahrens davon aus, dass Ryanairrechtswidrig Beihilfen erhalten habe. Die Worte „rechtswidrig“ und „Beihilfen“ sind im Antragwie bei einem Textbaustein fest miteinander verbunden. In der Begründung kommt dann nochein weiterer Textbaustein aus dem Schurken-ABC hinzu, nämlich die „jahrelange Praxis“rechtswidriger Beihilfen; auch das ist keineswegs bewiesen, weil derzeit alles noch in der Prüfungist. Der Antragsteller nimmt es offensichtlich nicht so ganz genau mit Tatsachen, die vorliegen,und den Beschuldigungen, die derzeit noch untersucht werden. Und an diesem Punkt verzerrtder Antrag die Tatsachen und wird kontraproduktiv. Der Aufklärung dient er jedenfalls nicht.Dabei sieht auch der SSW durchaus Bedarf für eine unabhängige Prüfung der Landesmittel.Für uns im Landtag sollte die Gewährung der Fördergelder des Landes hinterfragt werden;insbesondere, wenn es um Fördergelder geht, die jetzt noch fließen sollen. Rund 1,76 MillionenEuro sollen in die Verlängerung der Start- und Landebahn um 95 bzw. 60 Meter, 2Wendemöglichkeiten für die Flugzeuge, den Einbau des Instrumentenlandesystems, dieSanierung des Flughafenvorfelds sowie in neue Parkplätze fließen. Das Land investiert alsoerhebliche Summen in den Standort, um dem Flugplatz Blankensee die Möglichkeit zu eröffnen,bereits in weniger als zehn Jahren mehr als 3 Mio. Passagiere abfertigen zu können. Wir sprechenhier ausdrücklich von Charterverkehr und nicht vom Linienverkehr, was Blankensee von anderenFlughäfen im Land unterscheidet. Vor dem Hintergrund, dass die Zukunft des Flughafens immernoch ungewiss ist, ist es richtig hier immer wieder die Sinnfrage für die Förderung zu stellen. Soweit sind wir einig mit den Grünen.Der Landtag kann laut Haushaltsordnung den Landesrechnungshof ersuchen, die Mittelvergabeund Mittelverwendung beim Lübecker Flughafen zu prüfen und über diese Prüfung sichberichten zu lassen. Im Sinne der Haushaltsklarheit bin ich schlicht und einfach neugierig, wieder Landesrechnungshof die Mittelverwendung, aber auch die wirtschaftliche Zukunft desFlughafens einschätzt. Ich bin mir sicher, dass der Landesrechnungshof nach gründlicher Prüfungeinen Bericht vorlegen wird, der den Landtag in die Lage versetzt, die Situation sachlichbeurteilen zu können. Der Landesrechnungshof ist eine neutrale Institution, die unabhängig vonInteressen die Förderung prüft. Das ist allemal sinnvoller als teuer bezahlte Wirtschaftsprüfer,deren Unabhängigkeit nicht immer gegeben ist.Ausdrücklich möchte der SSW an dieser Stelle betonen, dass es bei der Prüfung durch denLandesrechnungshof nicht darum geht, über die Existenzberechtigung des Flughafens zuentscheiden. Bereits 2009 hat der SSW anlässlich der Aktuellen Stunde darauf hingewiesen, dasseine Betreiberpflicht besteht. Auch ohne Ryanair bleibt also der Flughafen bestehen, so dass dasLand gut beraten ist, die Rahmenbedingungen, für welche Fluglinie auch immer, günstig zugestalten.Wir sollten das strikt auseinander halten: die Prüfung der Mittelverwendung und die Frage nachder Berechtigung des Standortes. Letzteres können wir, auch in Abstimmung mit Hamburg, ineiner gesonderten Debatte diskutieren. 3Vorab nur soviel: Die Lübecker Bürgerinnen und Bürger haben über den Flughafen abgestimmtund sich mehrheitlich für Blankensee entschieden. Das Bürgervotum ist also klar. Bislang sindkeine Tatsachen erkennbar, die dieses Votum in ein anderes Licht rücken, auch wenn man inLübeck die Diskussionen natürlich weiter gehen. Um es abschließend aber noch einmal deutlichzu sagen, wir teilen die Vorverurteilungen der Grünen ausdrücklich nicht und sind derAuffassung das gerade die Art der Formulierung im Antrag nicht dazu beiträgt, wirklich fürAufklärung zu sorgen. Vielmehr kann man den Eindruck haben, dass hier nur wieder politischgegen den Flughafen Blankensee Stimmung gemacht werden soll. Und da machen wir nicht mit.