Lars Harms zu TOP 36 - Kommunale Daseinsvorsorge erhalten, die Änderungen des Kreislaufabfallwirtschafts- und Abfallgesetzes stoppen
Presseinformation Es gilt das gesprochene Wort Kiel, den 18. November 2011Lars HarmsTOP 36 Kommunale Daseinsvorsorge erhalten, die Änderungen des Kreislaufabfallwirtschafts- und Abfallgesetzes stoppen Drs. 17/1957Ziel einer modernen Abfallwirtschaft ist die Abfallvermeidung, die Wiederverwertung unddas Recyceln von Abfall. Dieses Ziel hat sich auch die Bundesregierung mit ihrem Entwurf fürein Kreislaufabfallwirtschaftsgesetz gesteckt. Demnach plant die Bundesregierung 65% derSiedlungsabfälle wiederzuverwerten oder zu recyceln und für Bauschutt sogar 70%. Dies istangesichts älterer Zahlen aus den 90’er Jahren eine Verdopplung. Diesbezüglich erfüllt derGesetzentwurf durchaus moderne Anforderungen. Ab 2015 plant der Gesetzgeber Bioabfälle,Papier, Metalle, Kunststoffe und Glas zu trennen. Es ist vorgesehen, eine so genannteWertstofftonne einzuführen, um diese Materialien wieder zu verwerten oder zu recyceln. Ichglaube bis hierhin kann der Bürger dem Gesetzgeber folgen. Denn auch in der Bevölkerungist das Bewusstsein für einen sparsamen Umgang mit Rohstoffen gestiegen. Und das ist gutso. 2Doch der Schuss geht in dem Moment nach hinten los, wenn der Bürger im Gegenzug mithöheren Abfallgebühren belastet wird. Und genau hier liegt die Gefahr. Abfallexpertenbefürchten, dass es zu einer Gebührenerhöhung kommen wird, wenn der Müllmarkt fürprivate Anbieter geöffnet wird. Ich brauche keine Glaskugel, um heute vorherzusagen, wasdann passieren wird. Es wird das eintreten, dass die privaten Entsorger sich die lukrativenAbfälle untereinander aufteilen und die öffentliche Hand auf den kostenintensiverenFraktionen sitzen bleibt. Denn die kommunalen Unternehmen sind weiterhin verpflichtet,den Müll zu entsorgen.Mit der Öffnung des Müllmarktes für private Anbieter wird den kommunalenAbfallentsorgungsunternehmen die Möglichkeit genommen, mit dem entsprechenden MüllGeld zu verdienen. Geld das sie brauchen, um die kostenintensiven Fraktionenauszugleichen. Diese Quelle wird aber mit dem vorliegenden Gesetzentwurf für diekommunalen Entsorger versiegen. Also wieder ein Beispiel dafür, dass Gewinne privatisiertwerden und Verluste sozialisiert werden. Dies ist eine Lösung, die zu Lasten derGebührenzahler geht. Dies kann so nicht gewollt sein.Dies hat nichts mit einem fairen Ausgleich zwischen den Interessen der kommunalen undder privaten Entsorgungsunternehmen zu tun, wie es Minister Röttgen formuliert. Es kannnicht darum gehen, der privaten Wirtschaft in allen öffentlichen Bereichen einen Zugang zuverschaffen. Daseinsvorsorge ist eine öffentliche Aufgabe und kein Markt der liberalisiertwerden muss.Der Druck auf die Politik von Seiten der privatwirtschaftlichen Akteure der Abfallentsorgungist derzeit immens groß. Man geht davon aus, dass der Markt bundesweit ein Volumen vonrund 10 Mrd. € hat. Eine Größe, die Begehrlichkeiten schafft. Daher geht es darum, dieausgewogenen Daseinsinteressen gegenüber rein wirtschaftlichen Interessen zuverteidigen. 3Wenn Schwarz-Gelb dieses Gesetz so umsetzt, ist das wieder einmal ein Zeichen vonKlientelpolitik.Natürlich müssen kommunale Anbieter an wirtschaftlichen Kriterien gemessen werden unddas werden sie auch. Aber Wirtschaftlichkeit darf bei der Daseinsvorsorge nicht das einzigeKriterium sein, das herangezogen wird. Es muss darum gehen, die Daseinsvorsorge so zusichern, dass der Bürger mit den geringsten Belastungen das maximale herausbekommt.Daher lautet die Forderung an die Koalition, verhindern sie dieses Gesetz, denn es richtet sichgegen die Interessen der Bürgerinnen und Bürger.