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26.01.12
11:15 Uhr
B 90/Grüne

Marlies Fritzen zur norddeutschen Hafenkooperation und zur Elbvertiefung

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 23 + 33 – Norddeutsche Hafenkooperation Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel und Elbvertiefung Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin Mobil: 0172 / 541 83 53 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de Marlies Fritzen: Nr. 044.12 / 26.01.2012


Wir brauchen Kooperation statt Konkurrenz
Immer höher, immer weiter, oder wie in diesem Fall immer tiefer – das ist die fatale Spi- rale scheinbar grenzenlosen Wachstums, der heiligen Kuh, die CDU und FDP immer noch anbeten. Aber der Konkurrenzkampf der Küstenhäfen bietet keine ökonomische Perspektive für die Zukunft. Er verlagert die gewaltigen Kosten auf kommende Genera- tionen.
Elbvertiefung, die Neunte, heißt das aktuelle Stück. Und wenn man ehrlich wäre, müss- te das Drehbuch für die zehnte Folge bereits geschrieben werden. Schiffe mit bis zu 14.90 Meter Tiefgang können die Elbe bereits heute schon, wenn auch tideabhängig befahren.
Für die nächste Generation moderner Containerschiffe reicht die geplante Vertiefung al- lerdings bei weitem nicht aus. Immer größer, immer schwerer, immer breiter und tiefer werden auch die Schiffe und sie werden zu groß für die Elbe.
Und immer teurer wird es, die Fahrrinne auszubauen. 180 Millionen waren ursprünglich veranschlagt, 385 Millionen schätzt man heute. Dabei sind Ausgleichsmaßnahmen und der von den LandnutzerInnen in Niedersachsen, den ViehhalterInnen und ObstbäuerIn- nen im Alten Land verlangte Bau von Süßwasserspeichern noch nicht eingerechnet.
Bis zu 600 Millionen könnte das am Ende kosten. Hinzu kommen Unterhaltungsmaß- nahmen, die sich schon heute auf jährlich rund 50 Millionen Euro belaufen. Alles, was mit Elbe anfängt, gerät in Hamburg kostenmäßig aus dem Ruder.
Mit diesen gigantischen Summen soll das „Tor zur Welt“ offen gehalten werden, das schon heute eher ein Nadelöhr ist.
Seite 1 von 2 Nein, statt die Elbe zu vertiefen muss sich Hamburg eine neue ökonomische Perspekti- ve als bedeutende Hafenstadt geben.
Statt der Entwicklung immer hinter her zu hinken – größere Schiffe, tiefere Elbe – muss sich Hamburg auf den Weg machen und gemeinsam mit anderen Hafenstandorten ko- operieren. Deutschlands Tiefwasserhafen mit Zukunft ist der Jade-Weser-Port in Wil- helmshaven.
Er liegt direkt an der Küste. Dorthin können auch die neuen riesigen Containerschiffe mit einem Ladevolumen von 18.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, ein Maß für Ka- pazitäten von Containerschiffen und Hafenumschlagsmengen) fahren. In den Hambur- ger Hafen gelangen diese Schiffstypen auch nach der Ausbaggerung nicht.
Die Elbe ist kein Schifffahrtskanal, kein technisches Bauwerk, das man beliebig anpas- sen und umformen kann. Der Naturraum Unterelbe ist ein komplexes und einzigartiges Ökosystem, durch die in und am Gewässer lebenden Arten, seine Gezeitendynamik und seine Bedeutung als Biotopverbundachse. Er ist daher zu Recht als FFH- Lebensraum ausgewiesen mit der gesetzlichen Verpflichtung, ihn wieder in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen.
Eine erneute Elbvertiefung passt nicht in dieses Konzept. Sie wird im Gegenteil einen enormen Bedarf an Ausgleichsflächen bringen. „Landfraß“ gegen den sich der Bauern- verband als erster empören sollte!
Dabei sind bereits die bisherigen Ausbauten nicht ausgeglichen. Die Maßnahme an ei- ner Nebenrinne des Mühlenberger Lochs ist wieder verschlickt und damit faktisch als Ausgleich nicht vorhanden. Ausgleichsflächen für die nun geplante Vertiefung sind nicht in Sicht.
Die Unterelberegion ist bereits jetzt durch die vorhandene Industrie, durch Eindeichung und andere Eingriffe in die Dynamik des Flusssystems stark in Mitleidenschaft gezogen. Es muss endlich ein Umdenken erfolgen.
Wir sagen nicht „nein“ zu wirtschaftlicher Entwicklung, wir sagen „nein“ zu den Konzep- ten von gestern. Aus ökonomischen wie ökologischen Gründen fordern wir Grünen seit langem eine verstärkte Kooperation der deutschen Seehäfen.
Kleinstaatlicher Wettbewerb um die größten Schiffe passt nicht mehr in die Zeit. Wir brauchen Kooperation statt Konkurrenz. Jetzt ist der Zeitpunkt, damit endlich zu begin- nen.
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