Flemming Meyer: Schleswig-Holstein hat seine Hausaufgaben gemacht und investiert in die Energiewende
Presseinformation Kiel, den 22. 01. 2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 39 Energiewende- und Klimaschutz in Schleswig-Holstein Drs. 18/750Auch vorsichtige Klimaforscher sagen inzwischen, dass wir uns mitten in einem von Menschenverursachten Klimawandel befinden. Der derzeitige nasse Winter mitRekordniederschlagsmengen ist ein nicht mehr weg zu diskutierender Indikator für denKlimawandel. Insgesamt muss sich Deutschland in den nächsten achtzig Jahren auf eineErwärmung von 3,5 bis 4,5 Grad gegenüber den Jahren 1971 und 2000 einstellen. Während dieNiederschlagsmengen, vor allen in den Spitzen, weiter wachsen werden, drohen heiße undtrockene Sommer.Die Klimasituation spitzt sich also zu und diktiert uns ein schnelles und konsequentesUmsteuern.Schleswig-Holstein hat seine Hausaufgaben gemacht und investiert in die Energiewende. DieBürgerinnen und Bürger und die meisten Unternehmen ziehen mit. Viele aus innererÜberzeugung und um Ressourcen zu schonen; Viele aber auch nicht zuletzt aus wirtschaftlichenÜberlegungen heraus. Kleine Autos verbrauchen weniger Benzin als große Schlitten und schonendamit effektiv die Haushaltskasse; und durch geringeren Schafstoffausstoß auch die Umwelt.Der Energieverbrauch ist in Schleswig-Holstein stärker gefallen als durchschnittlich in 2Deutschland: seit 1990 ging der Verbrauch um 5,9 % zurück; in Schleswig-Holstein um 16,6%.Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Schleswig-Holsteiner hinter derEnergiewende steht und bereits ist, sie tatkräftig zu unterstützen.Das gilt insbesondere für die Westküste. Dort setzt man auf Windenergie, Energie aus Biomasseund nicht zuletzt auf die Photovoltaik. Große Anlagen arbeiten zuverlässig und sichern damitregionale Arbeitsplätze. Nordfriesland erzeugt am meisten regenerative Energie in Schleswig-Holstein – und das ist kein Zufall. Schließlich sind die Auswirkungen des Klimawandels dort fastaus jedem Wohnzimmerfenster ersichtlich: Gerade jetzt steht auf den Feldern das Wasser, dieAuen und Siele laufen über. Alternative Energiegewinnung entspringt also dem reinenSelbstschutz.Das bedeutet auch, dass diese Einstellung sehr belastbar ist. Die Menschen werden sich nichtvom Projekt alternativer Energiegewinnung abwenden, bloß weil es vielleicht in ferner Zukunftunmodern sein könnte. Sie handeln aus innerer Überzeugung. Sie wissen, dass sie selbst tätigwerden müssen, um ihre Heimat zu schützen und zukunftsfest zu machen.Diese Beweggründe erklären auch den massiven Widerstand gegen die Einlagerung von CO2. DieMenschen haben sich mit der Energiewende auseinandergesetzt und wollen keine halbenSachen. Anstatt das Treibhausgas CO2 in die Erde einzubringen, fordert der gesamte LandesteilSchleswig, Anstrengungen zu unternehmen, dass das Gas überhaupt erst gar nicht entsteht. DieEnergiewende ist eben ein gesamtgesellschaftliches Projekt, das nicht funktioniert, wenn wirunsere Probleme – in diesem Fall das Treibhausgas – nur auslagern, anstatt dessen Entstehungvon Vornherein zu verhindern.Das gilt in besonderem Maße für das Fracking, für das es meiner Beobachtung nach keinegesellschaftliche Mehrheit in Schleswig-Holstein gibt. Die Menschen lehnen die Technik ab.Warum soll man auch die Verseuchung des Grundwassers riskieren, wenn man entsprechendeEnergiemengen durch einen vernünftigen Windpark gewinnen könnte? Fracking ist eine Technikvon gestern, die in Schleswig-Holstein nichts zu suchen hat.Die Westküste ist durchaus bereit, die Lasten der Energiewandel zu schultern. Im Falle derEnergiewende bedeutet das konkret auch die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze. Die 3Landesregierung zählte im Jahr 2012 15.400 Arbeitsplätze im Bereich erneuerbare Energien. Auchwenn die Zahl mittlerweile höher liegt, ist da eindeutig noch Luft nach oben. Schließlichentspricht die Zahl einem Anteil von 4% der Arbeitsplätze in diesem Bereich in ganz Deutschland.Viel zu wenig! Servicetechniker für Windparks sind ein gutes Standbein, doch für die weiterewirtschaftliche Zukunft der Region müssen wir noch eine Schippe drauflegen und mehrArbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energie schaffen; gerade, was Arbeitsplätze im BereichForschung und Entwicklung angeht. Nur auf diese Weise sichern wir die Lebensgrundlage für denLandesteil Schleswig; ein Landstrich, der rohstoffarm und industriefern ist. Bereits jetzt verlassenjunge Menschen die Region, weil sie schlicht und einfach keine Jobs oder Ausbildungsplätzefinden bzw. nach dem Studium keine berufliche Perspektive. Langfristig gerät damit auch dieMinderheitengesellschaft aus den Fugen. Werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, erledigtsich die Frage nach dem Erhalt der dänischen und friesischen Minderheit in wenigen Jahren vonselbst. Hier müssen wir energischer die Energiewende vorantreiben und sie in Jobs umsetzen. DieInsel Helgoland zeigt, wie es geht: dort hat die Windenergie Arbeitsplätze geschaffen, die derInsel insgesamt gut tun. Ein Ende ist nicht abzusehen. Der Bürgermeister rechnet mit 20% mehrArbeitsplätzen. Viele Insulaner kehren auf die Insel zurück. Und die Neu-Helgoländer wollenbleiben und bringen ihre Familien mit. Das ist ein Beispiel, an dem wir uns orientieren sollten.