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23.09.16
11:17 Uhr
SPD

Kai Vogel zu TOP 31: Neue Fachanforderungen sind gut vorbereitet

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html



Kiel, 23. September 2016


TOP 31: Moratorium für die Einführung neuer Lehrpläne (Drs. 18/4509)



Kai Vogel:
Neue Fachanforderungen sind gut vorbereitet


Vor rund zehn Jahren hat der US-Bundesstaat Kansas beschlossen, dass an den öffentlichen Schulen künftig nicht nur die Evolutionslehre, sondern die Steuerung der Evolution durch eine höhere Gewalt gelehrt werden müsse, wonach das gesamte Universum auf ein „Intelligent Design“ zurückgehe. Der damalige Präsident George W. Bush stellte sich ausdrücklich hinter diese Entscheidung. Man könnte den Eindruck haben, dass einige Schleswig-Holsteiner ihren letzten Urlaub in Kansas verbracht haben.
Das Bildungsministerium hat zur Erarbeitung der Fachanforderungen, die die bisherigen Lehrpläne ablösen sollen, Fachkommissionen einberufen. An diesen waren die jeweiligen Fachaufsichten, die Landesfachberater, die Studienleiter und Vertreter der Lehrkräfte beteiligt, die durch ein Ausschreibungsverfahren ausgewählt wurden. Dieser Prozess hat sich über viele Monate hingezogen.
Frau Klahn, vielleicht hätten Sie mal mit den Schulen selbst sprechen sollen. Ich habe das diese Woche wiederholt getan und mich mit einer Biologielehrkraft aus einem E-Jahrgang unterhalten. 2



Ja, sie hat bereits seit längerem von den neuen Fachanforderungen gewusst. Ja, sie hält eine Neuausrichtung wegen veränderter schulischer Bedingungen für sinnvoll. Nein, sie war nicht begeistert, dass nun einzelne Unterrichtseinheiten überarbeitet werden müssen – da gäbe es aber nun wirklich Schlimmeres, da jedes Jahr die Unterrichtseinheiten überarbeitet werden würden, weil jeder Jahrgang evaluiert und seine individuellen Schwerpunkte setzt.
Wie der Philologenverband nun zu behaupten, dass die gesamten Unterrichtsvorbereitungen in die Tonne getreten werden müssten, ist fern jeder Realität. Zum einen gelten die neuen Fachanforderungen ohnehin nur für die beiden Biologie einführenden Jahrgänge. Und ich kenne keine Lehrkraft, die gleich zu Schuljahresbeginn jede Unterrichtsstunde und das komplette Schuljahr kleinteilig ausgearbeitet hat.
Die alten Lehrpläne stammen aus den 90er Jahren und sind über 20 Jahre alt. Es gibt neue Schulformen, veränderte bundesweite Abiturvoraussetzungen. Wer kann sich da eigentlich gegen neue Fachanforderungen wenden?
Wir haben im vergangenen Jahr eine Diskussion um die Entwürfe für Fachanforderungen in den Fächern Geschichte und Wirtschaft/Politik erhalten, die erwartungsgemäß, wie das bei diesen Fächern immer so ist, am heftigsten umstritten waren. Das Ministerium hat wegen kritischer Stellungnahmen entschieden, sie erst mit Beginn des Schuljahres 2016/17 in Kraft treten zu lassen. Darüber hat die Ministerin im Juli 2015 im Ausschuss ausführlich berichtet. Die große Zahl auch sehr ausführlicher Stellungnahmen hat dabei klar erkennen lassen, dass der Vorwurf einer zu kurzen Beratungsfrist vollkommen ins Leere ging.
Und diese ganze Debatte kommt jetzt erneut hoch, diesmal für das Fach Biologie, das bei früheren Debatten um Lehrpläne keine Rolle gespielt hatte. Wie meistens wurde der Philologenverband vorgeschickt, um den ganzen Diskussionsprozess in Zweifel zu ziehen und zu behaupten, das Ministerium würde ohne ernsthafte Anhörung kurzfristig den Unterricht umkrempeln.
Es ist richtig, dass das Nachrichtenblatt des Ministeriums vom 13. Juli, also kurz vor Beginn der Sommerferien, darüber informiert hat, dass die neuen Fachanforderungen mit Beginn des Schuljahres in Kraft treten. Natürlich wäre das zu kurzfristig, wenn die Lehrerinnen und Lehrer für das Fach Biologie und für die anderen betroffenen Fächer erst aus dieser Meldung im 3



Nachrichtenblatt davon erfahren hätten, dass es demnächst neue Fachanforderungen gibt. Die Anzahl vieler Stellungnahmen weit vor dem Schuljahresbeginn zeigen, dass die Fachanforderungen nicht ganz überraschend kommen können.
Die ganze Diskussion, die die FDP im Pingpong-Spiel mit ihnen nahestehenden Verbänden vom Zaun bricht, ist gegenstandslos. Die Fachanforderungen erweitern die pädagogische Eigenverantwortung unserer Lehrerinnen und Lehrer gegenüber den bisherigen Lehrplänen und schränken sie nicht ein.
Ich verstehe nicht, was dieses Thema im Landtagsplenum zu suchen hat. Ich zitiere Frau Klahn: Mit Lehrplänen macht man keine Politik. Genau das tun Sie! Sie fordern Lehrpläne abgestimmt auf jede Schulart. Solche Lehrpläne haben wir seit den 90er Jahren nicht mehr. Wer dafür steht, dass Schulsysteme durchlässig und Wechsel möglich sind, kann doch nun nicht hinter die 80er Jahre zurückwollen. Wir stehen für Durchlässigkeit und die Chance des bestmöglichen Schulabschlusses, während die FDP 2016 für das Schubladendenken einer ab dem 4. Schuljahr vorgeschriebenen Schulart steht.


Die Lehrpläne bzw. die Fachanforderungen sind nicht Sache des Parlaments, sondern des Bildungsministeriums. Eine Diskussion im Bildungsausschuss hätte dazu völlig genügt.


Wir lehnen den Antrag ab und bitten das Ministerium, im Bildungsausschuss über den aktuellen Stand der Diskussion um die Fachanforderungen zu berichten.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.