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21.03.18
12:32 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Umfassende Bestandsaufnahme schadet nicht - löst aber auch noch keine Probleme

Presseinformation Kiel, den 21.03.2018

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 15 Sicherung der Gesundheitsversorgung in Schleswig- Holstein Drs. 19/513

„Umfassende Bestandsaufnahme schadet nicht - löst aber auch noch keine Probleme“

Wir alle wissen, dass ein Flächenland große Herausforderungen für die Versorgung der
Bevölkerung mit sich bringt. Das ist am Beispiel von Gesundheitsleistungen besonders deutlich
zu erkennen. Bestandsaufnahme hin oder her: Fest steht, dass wir gerade in ländlichen und
dünn besiedelten Gebieten oft vor der Abwägung zwischen Versorgungsqualität und
zumutbaren Wegen stehen. Und wenn wir zum Beispiel die Geburtshilfe nehmen, wird eben
auch sehr deutlich, dass eine hohe Qualität ein Mindestmaß an Routine und damit an
Fallzahlen braucht.



Grundsätzlich dürfte damit allen bewusst sein, dass nicht jede Gesundheitsleistung an jedem
Ort angeboten werden kann. Noch dazu wird ja zum Beispiel die Frage, wo es im Land welche 2
Kliniken gibt, längst nicht mehr von der Politik entschieden. So etwas wird immer stärker durch
marktwirtschaftliche Gesichtspunkte bestimmt. Im Ergebnis wird vor allem das angeboten,
was sich für die Kliniken finanziell lohnt. Die Einschnitte bei der Versorgung sind also nicht
zuletzt aufgrund vergangener Privatisierungen spürbar. Vor diesem Hintergrund sind viele
Beschwerden über geringere wohnortnahe Leistungen absolut berechtigt. Denn schon heute
müssen manche Menschen unzumutbar lange Wege oder Wartezeiten auf sich nehmen. Aber
zur Wahrheit gehört auch, dass wir als Land einen eher geringen Einfluss auf diese Entwicklung
haben.



Der SSW sieht es unverändert kritisch, wenn Gesundheit als Ware betrachtet wird und wenn in
der Krankenversorgung und Pflege der Profitgedanke im Vordergrund steht. Aber hieran will
ganz offensichtlich kein Verantwortlicher wirklich etwas Grundlegendes ändern. Deshalb ist es
für uns umso wichtiger, das bestehende System so weit wie möglich an den Bedürfnissen der
Patientinnen und Patienten auszurichten. Denn wenn man ehrlich ist, dann gibt es in allen
Bereichen des Gesundheitswesens Beispiele, die ganz klar zeigen, dass eben nicht immer von
ihnen aus gedacht und entsprechend gehandelt wird.



Der Antrag von CDU, Grünen und FDP hat eine hochwertige, bedarfsgerechte und gut
erreichbare medizinische Versorgung für alle zum Ziel. Das kann man im Detail zwar
unterschiedlich definieren, aber kaum grundsätzlich kritisieren. Es soll eine
sektorenübergreifende Bestandsaufnahme gemacht werden, an deren Ende dann sicher auch
ein guter Überblick über die Versorgungslage steht. Auf dieser Basis sollen konkrete
Handlungsempfehlungen erarbeitet und im Landtag diskutiert werden. Das klingt für mich
zwar relativ selbstverständlich, kann aber bestimmt nicht schaden. Und weil der
Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten erkennbar im Mittelpunkt steht, können
wir diese Initiative natürlich unterstützen. 3



Ich glaube allerdings nicht, dass wir hierdurch auf völlig neue Probleme oder sogar
bahnbrechend neue Lösungswege kommen. Der Ärztemangel ist doch genauso bekannt, wie
die häufig zu geringe Versorgungsdichte an der Westküste oder in Ostholstein. Auch die
wirklich schwierige Finanzlage vieler Krankenhäuser und der damit verbundene
Investitionsstau ist alles andere als neu. Und auch die Pflege leidet schon lange unter
Imageproblemen, unter niedrigen Löhnen und unter einer viel zu geringen Wertschätzung.
Genau wie vergangene Regierungen haben auch wir, gemeinsam mit SPD und Grünen,
versucht, diese Probleme zu lösen. Aber vieles braucht ganz offensichtlich einen langen Atem.



Wenn ich im Antrag lese, dass die Sicherstellung der medizinischen und pflegerischen
Versorgung eine große Herausforderung ist, kann ich nur zustimmen. Ich denke aber, dass wir
nicht in erster Linie weitere Analysen, Gutachten und Expertisen brauchen, um diese
Herausforderung zu meistern. Was wir brauchen, ist Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen,
auch gegenüber dem Bund, wenn es um die Lösung bekannter Probleme geht. Noch dazu
müssen wir die Chancen nutzen, die sich durch technische Innovation und Digitalisierung
bieten. Und zu guter Letzt muss beim Personalmangel und bei der Aufwertung des
Pflegeberufs aber auch bei der Krankenhausfinanzierung gezielt investiert werden.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html