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21.03.18
17:50 Uhr
B 90/Grüne

Marlies Fritzen zum Plastikmüll in der Schlei

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP – Dringlichkeitsantrag Plastikmüll in der Schlei Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin der Landeshaus Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Marlies Fritzen: Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 096.18 / 21.03.2018


Der Umweltskandal wird uns noch Jahre beschäftigen
Das ganze Ausmaß dieses Umweltskandals ist heute noch nicht annähernd abzuschät- zen. Das gilt sowohl für die finanziellen als auch für die ökologischen Schäden. Insbe- sondere die ökologischen Folgen werden uns noch über Jahre beschäftigen.
Und leider sind auch die notwendigen Aufräumarbeiten mit weiteren Schäden verbun- den. Wertvoller Oberboden wird abgetragen, die Vögel, die ihr Brutgeschäft vorbereiten, werden möglicherweise nachhaltig gestört. Und das in einem Gebiet, in dem die Natur eigentlich einen besonderen Schutz genießen sollte.
Ich danke hier vor allem den Helfer*innen, die an der Schlei im Einsatz sind und versu- chen, der Verschmutzung irgendwie Herr zu werden. Eine wahre Sisyphos-Arbeit, wenn man an die Wetterlage der letzten Tage denkt. Im Augenblick geht es um Schadensbe- grenzung. Und die zuständigen Behörden tun, was sie können.
Die Zufuhr von Lebensmittelresten in den Faulturm wurde unterbunden, sobald diese als Quelle der Verschmutzung identifiziert worden war. Aber schon das Sammeln der Plastikteilchen erweist sich als nahezu aussichtslos. Nicht zu schweigen von der Frage, warum das alles erst heute, zwei Jahre nachdem Umweltverbände auf die Plastikver- schmutzung der Schlei aufmerksam gemacht haben, herauskommt. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln und das ist gut so.
Das eigentliche Problem liegt dagegen noch viel tiefer. Plastik ist ein so flexibler wie langlebiger Werkstoff. Und wir müssen uns zunehmend fragen, wo seine Nachteile die Vorsteile überwiegen. Insbesondere dann, wenn Plastik als Müll in der Umwelt landet und über Jahrhunderte nicht verschwindet. Am Ende ist es nicht nur eine Verschande- lung der Landschaft und ein Problem für Meerestiere, die es fressen, sondern auch ein gravierendes Gesundheitsproblem für uns Menschen.
Seite 1 von 2 Als fein geriebenes Mikroplastik im Meer gelangt es schließlich auch in unsere Nah- rungskette. Es sind viele Fragen, die sich stellen:
Wie kann es sein, dass Lebensmittel inklusive Verpackung in einem Faulturm verwertet werden? Die gesetzliche Grundlage, die einen so einen offenbaren Unsinn erlaubt, muss schnellstmöglich geändert werden.
Wie können wir Verpackungsmaterial sparen, das insbesondere als Verbundstoff nicht wiederverwertbar ist? Mehrwegverpackungen und eine echte Kreislaufwirtschaft, in der alle Materialien recycelt werden, sind längst überfällig. Produzent*innen müssen zudem in die Verantwortung genommen werden. Alibi-Regelungen wie die Verpackungsver- ordnung haben sich als zu lasch erwiesen.
25 Millionen Tonnen Plastikabfälle fallen jährlich in der EU an. Weniger als 30 Prozent davon werden recycelt. Wir brauchen endlich rechtliche Rahmenbedingungen, die mit dem Grundsatz Müllvermeidung vor Wiederverwertung tatsächlich und nicht nur auf dem Papier ernst machen und diesen in konkrete Vorgaben für Produktion und Handel umsetzen.
Der Gelbe Sack wiegt uns in einer scheinbaren Sicherheit: Mülltrennung ist Umwelt- schutz. Denkste: der sauber getrennte Müll landet weit überwiegend in der Müllverbren- nung. Von wegen Recycling. Viele der Verbundstoffe sind untrennbar verbunden und nicht wiederverwertbar. Eine gigantische Verbrauchertäuschung, für die wir am Ende auch noch durch höhere Preise zahlen. Mehr Betrug geht eigentlich kaum.
Richtig wäre, nur noch solche Verpackungen zuzulassen, die tatsächlich wiederver- wertbar sind. Wie so oft um Umweltrecht, geht freiwillig nichts. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben. Die Wirklichkeit beweist es.
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